19 Apr 2016

Wissenslust oder Leichtigkeit statt Leiden mit der Doktorarbeit

Ist das nicht eine komische Vorstellung? Sie sitzen und arbeiten an Ihrer Dissertation mit einer Arbeitsstimmung, die durch Schaffensfreude, Wissenslust und vor allem durch ein Gefühl der Leichtigkeit charakterisiert ist…

Aber geht das denn überhaupt? Muss Wissenschaft nicht schwer und mit einem Gefühl der Schwere und des Abgründigen verbunden sein – zumal im Land der Dichter und Denker, im Land eines G.W. Hegel mit seiner wirklich schwer zu lesenden Philosophie des Geistes, eines Immanuel Kant mit seiner Kritik der reinen Vernunft oder als moderner Variante komplizierter Theorien über die Welt und den Menschen darin die Systemtheorie Niklas Luhmanns?

Andererseits sprach der berühmte Philosoph Friedrich Nietzsche von der “fröhlichen Wissenschaft” und der Wissenschaftsphilosoph Paul Feyerabend in seiner anarchistischen Erkenntnistheorie vom “Anything goes” – alles ist möglich, Theorien sind doch nur Konstruktionen von Menschen so wie der Glaube an die Götter, also Where is the Problem?! Anders gesagt: “The map is not the territory.” (Alfred Korzybski) Könnte man hier nicht auch eine spielerische Haltung zur Wissenschaft und wissenschaftlichen Arbeit einnehmen? “Take it easy!” wäre das neue Motto im Jonglieren mit Theorien, Modellen, Sichtweisen, die doch nie so wichtig sind, wie das Leben selber!

Eine ganzheitliche Wissenschaft würde sich mit dem Leben und den Menschen verbinden, statt ihnen als Feind zu erscheinen!

Kinder als kleine Welterforscher haben noch diese spielerische Haltung der flexiblen Welterkundung über das Machen von Erfahrungen und Ausprobieren verschiedener Perspektiven. Spätestens im Bildungssystem wird den Kindern dann diese offene Lernlust, dieses Aneignen und Verstehen der Welt über eigene “Experimente” der Lebenspraxis durch Noten, Bewertungen und Konkurrenz ausgetrieben. Die seelische Misere der Bewertungen wird leider auch schon in vielen Familien mit den Kindern exerziert. Kein Wunder, dass ich als Coach regelmäßig intelligenten erwachsenen Menschen begegne, deren strengste und grausamste Kritiker bei der geistigen Arbeit in ihnen selber wohnen! Etwas anders läuft es auf freien Schulen, die die selbstbestimmte Kreativität der Kinder fördern, obgleich auch hier nicht alles rund läuft, wie eine neue Studie zeigt… Aber warum sollte auch alles rund laufen? Das wäre ja langweilig und man hätte keinen Anstoß mehr zu lernen!

Die größten Feinde der Leichtigkeit bei einer wissenschaftlichen Arbeit sind wohl:

  • Perfektionismus
  • der permanente Vergleich mit Anderen (Konkurrenz)
  • zu viel Arbeit am Stück (ohne produktive Pausen)
  • ein Forschungsthema ohne Reiz für die eigene Wissenslust, ohne echtes Interesse des Autors
  • die inneren Kritiker im Selbstgespräch, die alles Erreichte gleich wieder madig machen
  • zu viel Komplexität auf einmal und kein Plan, um damit umzugehen
  • Dauerstress und Burnout durch zu viele berufliche und private Baustellen parallel
  • seinen Selbstwert einseitig von der (wissenschaftlichen) Arbeit abhängig machen

Wäre es nicht schön, an der Doktorarbeit – zumindest ab und zu – mit Gefühlen der Leichtigkeit und Freude zu “arbeiten”, im Knowledge Flow… Und manches Mal vielleicht sogar mit einer gesunden inneren Distanz darüber zu schmunzeln, wie wichtig manche Menschen wissenschaftliche Positionen nehmen, wie einen Glaubenskrieg, in dem die eigene Haut zu retten ist und “Feinde” scheinbar zu bekämpfen sind.
Auch eine Portion Humor kann bei der wissenschaftlichen Arbeit dabei helfen, sich von den eigenen Identifizierungen und selbstgemachten Abhängigkeiten, die einen auch emotional beuteln, etwas zu befreien… GOOD LUCK!!

Lasst uns wieder etwas werden wie die Kinder und eine fröhliche Wissenschaft betreiben!


Matthias Rudlof

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