13 Aug 2016

Die 5 wichtigsten Herausforderungen bei der Finalisierung der Diss — Teil 1: Der Wert des eigenen Wissens – das Expertensyndrom

Die 5-teilige Blog-Reihe gibt Ihnen Impulse, die Ihnen helfen, mit Ihrer Doktorarbeit in den kommenden Monaten konkrete Finalisierungsschritte zu gehen, so dass Sie dieses wichtige Projekt und Kapitel Ihres Lebens in absehbarer Zeit erfolgreich und mit einem guten Gesamtgefühl abschließen können.

Wenn Sie mit etwas wohlwollendem Abstand wie ein/e gute/r Freund/in auf den Stand Ihrer Forschungsarbeit schauen, können Sie vermutlich hoffnungsvoll zu sich sagen: Ich bin schon ganz schön weit!

Dennoch können Sie sich möglicherweise nur schwerlich vorstellen, Ihre Doktorarbeit in einem absehbaren Zeitraum fertigzustellen und abzugeben – ja: Abgeben! Diese ein wenig merkwürdige anmutende Situation ist für Doktoranden in einem fortgeschrittenen Stadium mit ihrer Doktorarbeit relativ typisch. Sie sind damit nicht allein – im Gegenteil!

Schauen wir uns daher nun die typischen Herausforderungen an, die das Fertigwerden mit der Doktorarbeit begleiten, ja manches Mal sogar blockieren können – und was Sie tun können, um damit besser und mit einem leichteren Gefühl klar zu kommen.

Typische Herausforderungen bei der Fertigstellung der Diss.

  1. Der Wert des eigenen Wissens – das Expertensyndrom
  2. Klärung des tatsächlichen Arbeitsstandes und der finalen Schritte
  3. Das eigene Werk mit Selbstbewusstsein dem Betreuer geben
  4. Die wissenschaftliche Disputation als krönender Abschluss des Promotionsverfahrens
  5. Das Leben vor und nach der Promotion positiv sehen

1. Der Wert des eigenen Wissens – das Expertensyndrom

Wie kommt es, dass Doktoranden aus Hochschule und Praxis, die schon seit Jahren in einem Forschungsgebiet mit Engagement tätig sind, den Wert ihres Wissens, also ihre Expertise, tendenziell zu gering einschätzen, also ihr Licht des Wissens unter den Scheffel stellen? Das ist schade – für das eigene Wertgefühl in Verbindung mit der Forschungsarbeit und -leistung, und auch, weil es das Abgeben der Doktorarbeit schwerer macht. Fragt man hingegen Kollegen dieser engagiert Forschenden, wird ihnen eindeutig eine hohe Expertise in ihrem Wissensfeld bescheinigt.

Die Antwort auf dieses merkwürdige Phänomen liegt in der Natur der Forschung bzw. des Wissensprozesses selber: Je differenzierter Ihr Wissen und ihre Wissensstrukturen in einem Forschungsgebiet werden, desto stärker werden Ihnen die vielen offenen ungelösten Fragen dieses Wissensgebietes bewusst. Je weiter und tiefer Sie etwas erforschen, desto größer wird die Kontaktoberfläche der wachsenden Kugel des Wissens mit dem unendlichen Raum des Nicht-Wissens, der alles Wissen umgibt. Wenn man diese Natur der Wissensdynamik in der Forschung einmal verstanden und für akzeptiert(!) hat wie viele große Wissenschaftler und Philosophen, versteht man auch tiefer, warum ein sehr kluger Mann und Gelehrter der griechischen Philosophen, Sokrates, den berühmten Satz sagte: „Ich weiß, dass ich nichts weiß!“

Machen Sie sich also für die baldige Fertigstellung Ihrer Doktorarbeit bewusst, dass Sie mit Ihrer Forschungsarbeit ein spezifisches wertvolles Wissen in Ihrem Gebiet entwickelt und sich angeeignet haben, das Sie als Wissensträger verkörpern und das andere nicht haben, aber gut gebrauchen können. So leisten Sie mit Ihrer Forschungsarbeit einen wichtigen Beitrag zum Diskurs der Wissenschaften, der auf jeden Fall einen Wert hat! Ihr Beitrag zur Weiterentwicklung des Wissens der Wissenschaft kann einige interessante Fragen der Forschung diskutieren und beantworten, andere nicht. Und es entstehen im Prozess des Forschens neue Fragen für die zukünftige Forschung.  Dies ist aber gar nicht schlimm, denn Sie brauchen mit Ihrer Forschungsarbeit keine abschließenden Antworten auf alle Fragen geben! Entscheidend ist, dass Sie die Schritte Ihres Forschungsvorhabens sauber durchgeführt und die Entwicklung Ihrer Fragen und Erkenntnisse aus diesem Prozess in Ihrer Dissertation gut dokumentiert haben. Dabei diskutieren Sie ganz transparent, welche Forschungsfragen Sie wie weit beantworten konnten und welche nicht. Es dürfen Lücken und offene Fragen für die weitere Forschung bleiben – sonst haben die Anderen ja nichts mehr zu tun ;-).

Sie können also in jedem Fall mit gutem realitätshaltigem Gefühl und einem gewissen Stolz über das Geleistete dazu stehen, was Sie mit Ihrer Arbeit geleistet haben, was Ihr eigener Beitrag mit der Doktorarbeit zur Weiterentwicklung der Wissenschaft in Ihrem Forschungsfeld ist!

Werfen wir noch einen Blick auf die Kultur der Wissenschaft, so ist zu konstatieren, dass der kritische Zweifel und das Unvollendete in der Suche nach Gewissheit und Wahrheit grundlegende Charakteristika der Wissenschaft als Praxis der Aufklärung sind. Wissenschaft ist eben keine Religion und es gibt keine end-gültigen Sicherheiten/Gewissheiten. Das gewonnene Wissen in einem Forschungsfeld wird im Prozess der Wissenschaft immer weiter am Forschungsgegenstand reflexiv hinterfragt und weiterentwickelt…

So ist es gar kein Manko, wenn Zweifel bleiben. Der produktive Zweifel ist erwünscht und Sie zeigen damit eine reflektierte wissenschaftliche Seriosität. Wichtig ist wiederum ein sauberer Forschungs- und Erkenntnisprozess und seine gute transparente Darlegung im Text Ihrer Diss.

Am Besten Sie Freunden sich mit dem Zweifel an – und suchen tiefere Gewissheit lieber in sich oder im gefühlten Da-sein in der Natur – statt in der Wissenschaft Bühne des Geistes.

 

-> Um die 2. Herausforderung bei der Finalisierung der Diss, die Klärung des tatsächlichen Arbeitsstandes und der finalen Schritte, geht es in Teil 2 demnächst in diesem BLOG… 


Matthias Rudlof

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