09 Sep 2016

Die 5 wichtigsten Herausforderungen bei der Finalisierung der Dissertation – Teil 3: Das eigene Manuskript mit Selbstbewusstsein dem Betreuer geben

Haben Sie auch – wie viele Doktoranden in einer fortgeschrittenen Phase der Dissertation – ein etwas unruhiges Gefühl, vielleicht sogar etwas Angst bei der Vorstellung, Ihrem betreuenden Professor das Manuskript Ihrer ganzen Arbeit oder auch relativ fertige Teile der Arbeit mit der Bitte um Feedback zu geben? Diese Gefühle sind nicht schlimm und ganz normal und verständlich, denn natürlich machen Sie sich Gedanken, wie Ihr Manuskript von Doktorvater/-mutter wohl aufgenommen wird.

Viele Doktoranden machen sich mit zu vielen Gedanken an mögliche kritische Reaktionen der Doktoreltern etwas zu sehr verrückt. Hier heißt es tief durchatmen, innerlich loslassen und die ganze Sache pragmatisch und sportlich zu sehen: Als einen etwas aufregenden, aber ganz normalen und notwendigen Schritt zur baldigen Fertigstellung Ihrer Doktorarbeit!

Falls die Sorge in Bezug auf die Bewertung Ihres Textes durch Ihren Betreuer sehr groß ist und Sie sich dabei ertappen, wie Sie vermeiden, ihm Ihr Manuskript zu geben, fragen Sie sich doch einmal, was Ihnen schlimmstenfalls passieren könnte (worst case scenario): Selbst wenn Ihr Betreuer viel Kritik an Ihrem Text haben sollte, was übrigens nach meinen Erfahrungen mit zahlreichen Promotionsverfahren eher unwahrscheinlich ist, da er Ihre Arbeit und Ihre Ausrichtung ja in einem längeren Prozess mitgeprägt hat, wird Sie das keinesfalls umbringen! Vielmehr kommen Sie mit dem endlich erhaltenen Feedback in jedem Fall einen wichtigen Schritt weiter, um Ihre Arbeit zu einem guten Ende zu bringen, mit dem alle Beteiligten gut leben können.

Wie gesagt: Viel wahrscheinlicher ist, dass Sie zu Ihrem Manuskript einige kritisch-konstruktive Anmerkungen erhalten, mit denen Sie dann die Kapitel Ihrer Arbeit systematisch überarbeiten können – bis Ihr Werk fertig ist!

Machen Sie sich auch klar: Egal wie gut und fundiert Ihr Manuskript ist – Ihr Professor wird Ihnen in jedem Fall einige kritisch-konstruktive Anmerkungen zur Optimierung Ihrer Arbeit mit auf den Weg geben. Er kann gar nicht anders, denn das ist seine Rolle und Aufgabe in der Hochschule als Betreuer und Qualitätssicherer für Promotionen als Qualifikationsverfahren für Professionals der Wissenschaft.

Bei dem Schritt, endlich Ihrem Betreuer einen größeren Text Ihrer Dissertation zu geben, könnte Ihnen auch helfen, sich zu erinnern, wie er die letzten Male auf Textentwürfe von Ihnen reagiert hat: War er grundsätzlich wohlwollend und ist Ihnen Ihr Betreuer en gros freundlich gesonnen?

Wenn dem so ist, haben Sie doch eine gute Basis, um ihm mit einem kleinen Vertrauensvorschuss Ihr Geschriebenes in die Hände zu geben, nicht wahr?

TIPP: Stellen Sie sich vor, dass Ihr Professor dankbar ist und sich freut, wenn er endlich wieder einen Dissertationstext von Ihnen bekommt und sieht, dass es mit Ihnen und Ihrem Werk vorwärts geht und ein gutes Ende in Sicht ist – für Sie und auch für ihn als Betreuer und Mentor Ihres Dissertationsprojekts.

Hier geht es für Sie im Prozess der Promotion innerhalb der Scientific Community auch um die schrittweise intellektuelle und emotionale Emanzipation von Ihren Doktoreltern, sodass Sie eines Tages Ihren eigenen wissenschaftlichen Standpunkt vertreten können, der zwar von Ihren Mentoren mitgeprägt wurde, aber als Ihre eigene Position deutlich wird.

Tiefer hingeschaut ist im Übrigen entscheidend, wie Sie selber zu Ihrem wissenschaftlichen Werk stehen! Geben Sie sich selber genug Anerkennung und Wertschätzung, dass Sie bis zum heutigen Tage Ihre spannende und zum Teil steinige Promotionsexpedition durchgehalten haben und inzwischen mit Ihrem interessanten Forschungsthema so weit gekommen sind?! Oder sind Sie eher kritisch mit sich und Ihrem bisher Produzierten – die inneren Kritiker lassen grüßen.

Machen Sie sich bitte klar, dass die wichtigste Basis Ihres Selbstbewusstseins und Ihrer Selbstmotivation im Zusammenhang mit Ihrer Doktorarbeit weder die Meinung Ihres Betreuers noch die Stimmen von Kollegen oder Freunden sind, sondern Ihre eigene wertschätzende innere Haltung und Einstellung zu sich und Ihrem Werk!

TIPP: Nehmen Sie sich bitte heute ein paar Minuten Zeit und notieren Sie alles, was Sie an Ihrer Arbeit fachlich und persönlich interessant und wertvoll finden. Notieren Sie auch, warum diese Doktorarbeit für Sie persönlich wichtig ist!


Matthias Rudlof

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